Archiv | Februar, 2011

Prag

23 Feb
„Ich bin froh, wieder einmal hier zu sein, in dieser Stadt, deren architektonischer Zauber fast einzigartig unter allen Städten der Welt ist; ich bin glücklich, wieder einmal von einer Freundeshand durch ihre offenen und verborgenen Schönheiten geführt zu werden…“

( Thomas Mann, 1935 )

Vor über zehn Jahren verbrachten wir im Zuge eines Familienurlaubs einige Tage in Prag und waren ganz überwältigt von dem großen Touristen-Trara, den Schaustellern und den günstigen Souvenirs. Begeistert beobachteten wir das Gedränge vor den überladenen Geschäften und Hannah knipste eifrig mit ihrer Nikon alles, was ihr vor die Linse kam. Wir aßen jeden Abend frittierten Käse und frittiertes Gemüse, eine Kombination, die angesichts unseres sonst sehr gesunden Speiseplans doppelt verlockend wirkte.

Letztes Wochenende kehrten wir zurück in die tschechische Landeshauptstadt, wo wir Altbekanntes wiederentdeckten und gleichzeitig die Stadt in einem völlig neuen Licht wahrnahmen.  Obwohl sich der Touristenrummel jahreszeitenbedingt noch in Grenzen hielt, hatten wir bald genug von den Menschenmassen und versuchten, dem Trubel möglichst nicht allzu nahe zu kommen. Wir erkundeten Prag per Fuß, liefen durch verwinkelte Gässchen und schlenderten über die Karlsbrücke. Das kontrastreiche Stadtbild, in dem baulicher Zerfall und architektonische Pracht einhergehen, faszinierte uns sehr. Über der atemberaubenden Kulisse lag ein eisiger Wintermantel, es war grau und kalt, doch das tat der Schönheit, dem Glanz und dem Charme der goldenen Stadt keinen Abbruch!

Wir aßen meist im Restaurant unseres Hotels U Šemíka, das auf einer buntgemischten Speisekarte wirklich leckere Gerichte anbot. Neben mediterranen Vorspeisen werden zahlreiche böhmische Gerichte aufgetischt, wie zB. Gulasch mit Serviettenknödeln, was uns gut schmeckte. Dass es auch „anders“ geht, merkten wir im direkten Vergleich, als wir von einer mittäglichen Heißhungerattacke getrieben, in der Innenstadt dasselbe Gericht probierten. Nach langem Hin und Her hatten wir uns für ein vielversprechendes und noch dazu günstiges böhmisches Spezialitätengasthaus entschieden, dessen Speisen aber eher nach Kantinenessen schmeckte und nicht glücklich machten  (Sina fühlte sich schmerzlichst an ihr enttäuschendes Erlebnis in München erinnert).

Die tschechische Küche ist spätestens seit der K&K-Zeit von österreichischen und süddeutschen Einflüssen geprägt und enthält viel fleischreiche Kost. Auch typisch für die Küche Böhmens sind Süßspeisen aus Hefeteig, wie Buchteln, süße Klößen oder Liwanzen, auch Blinsen oder Dalken genannt. Das sind kleine Pfannekuchen aus Germteig, die in einer speziellen, mit kleinen Vertiefungen versehenen Pfanne,  in Fett ausgebacken werden. Die „Zimtliwanzen“, deren Namen bei uns jedes Mal großes Schmunzeln hervorrief, wurden mit Sahne und Beeren serviert.

In den legendären Prager Kaffeehäusern findet man ebenfalls köstliche Süßspeisen. Wir gönnten uns einen Abstecher ins Café Imperial, das direkt hinter dem Pulverturm liegt und mit seinem altehrwürdigem Kaffeehauscharme zahlreiche Touristen und Einheimische anzieht. Für ein Stück Torte zahlt man stattliche 4,30 € (100 kč), doch angesichts des pompösen Ambientes drückt man da gerne mal ein Auge zu, genießt und schweigt. Wir probierten Tiramisu, eine Honigtorte, eine goldbestäubte Schokoladentorte und cremige Erdbeertorte.


Am letzten Abend ließen wir unseren Aufenthalt in der goldenen Stadt Revue passieren. Wir waren froh, die Stadt neu entdeckt zu haben und ganz erschlagen von den vielen Eindrücken und den schönen Momenten. Neben all dem Neuen aber sind zwei Dinge dann letzten Endes doch gleich geblieben: Hannah fotografierte auch dieses Mal viel mit ihrer analogen Nikon und ich aß zum Abschied frittierten Käse mit Pommes- in Erinnerung an die alten Zeiten. Ist ja wohl Ehrensache!

Carrot-Coconut-Cake

15 Feb

Ein Samstag  in Karlsruhe, ein Freund im Klausurenstress und man selbst ohne sinnvolle Beschäftigung:  Aus meinem nachmittäglichen Müßiggang entstand dieser Kuchen mit Karotten und Nüssen. Das Rezept lachte mich schon seit längerem auf foolforfood.de an und jetzt war der Moment gekommen, es endlich selbst auszuprobieren! Es war nicht nur die Premiere dieses Rezepts für mich, sondern auch mein erster Rübli-Kuchen. Ich war gespannt wie ein Flitzebogen und auch ein wenig skeptisch, ob das Ergebnis zu meiner Zufriedenheit ausfallen würde. Leider musste ich nämlich mit Raps- statt Sonnenblumenöl vorlieb nehmen und war etwas nervös angesichts des eher strengen Geruchs und Geschmacks dieses Produkts. „Hey, der ist ja echt lecker!“ war unser überraschtes Urteil, als wir den saftigen Kuchen mit dem Frischkäsetopping probierten. Oft lohnt es sich wirklich, seine Trägheit zu überwinden!

Carrot-Coconut-Cake

(Quelle: Dorie Greenspan: Baking, From My Home to Yours)

Kuchenteig

  • 250 g Weizenmehl 405
  • 2 Tl. Backpulver
  • 2 Tl. Natron
  • 2 Tl. Zimt, gemahlen
  • 1/2  Tl. Salz
  • 360 g Karotten
  • 120 g Walnüsse oder Pecannüsse; grob gehackt
  • 90 g Kokosnussraspeln
  • 40 g helle, weiche Rosinen oder Cranberries
  • 200 g Zucker
  • 220 ml  Sonnenblumenöl
  • 4 Eier Größe L

Füllung und Frosting

  • 220 g  Frischkäse
  • 110 g  Butter
  • 450 g Puderzucker
  • 40 g Kokosraspeln
  • 3 Tl.  Zitronensaft

Zubereitung:

  1. Die Karotten schälen und raspeln. Zusammen mit den grob gehackten Nüssen, den Kokosnussraspeln und dem Trockenobs in einer Schüssel vermengen. In einer zweiten Schale das Mehl mit dem Backpulver, dem Natron, dem Salz und dem Zimt gründlich vermischen.
  2. In einer großen Rührschüssel die Eier mit dem Öl und dem Zucker schaumig schlagen, bis der Zucker sich aufgelöst hat und eine cremige Masse entstanden ist. Die Geschwindigkeit des Rührers zurückschalten und die trockenen Zutaten unterrühren, bis sie gerade eben verschwunden sind. Dh. nicht zu gründlich vermischen. Mit einem Löffel die Karotten-Nuss-Mischung unterheben.
  3. Die Teigmasse in eine gefettete und mit Semmelbröseln ausgekleidete Springform geben und im vorgeheizten Ofen bei 170 °C ca 40- 50 min. backen. Aus dem Ofen nehmen, kurz abkühlen lassen und auf ein Kuchengitter stürzen.
  4. Für den Zuckerguss (das „frosting“) die weiche Butter mit dem Frischkäse zu einer glatten, gebundenen Masse verrühren. Den Puderzucker dazugeben und weiterrühren bis die Masse eine seidige, geschmeidige Konsistenz hat. Zuletzt den Zitronensaft untermischen.
  5. Den ausgekühlten Kuchen quer mit einem scharfen Messer halbieren und mit einem Teil des Zuckergusses füllen. Die zweite Hälfte wieder draufsetzen und den Kuchen mit dem Rest der Glasur überziehen. Zur Dekoration kommen auf den noch nicht ausgehärteten Guss Kokosflocken. Vor dem Servieren sollte man den Kuchen mindestens eine Stunde kalt stellen, dass das frosting etwas härten kann.

Anmerkungen:

Ich habe das Rezept für Teig und Guss halbiert und den Kuchen in einer Kastenform gebacken. Auch habe ich die Rosinen weggelassen, denn die schmecken mir normalerweise nur in Ausnahmefällen. Dafür habe ich etwas mehr Nüsse und Kokoschips (Kokosraspeln gabs im ersten Supermarkt nicht, daher nahm ich auf dem Heimweg bei Alnatura Kokoschips mit, die sich aber wegen ihrer eher gröberen Konsistenz meiner Meinung nach sogar noch besser eigneten) verwendet. Gefüllt wurde der Kuchen auch nicht und von dem Topping kam bei mir auch nur die Hälfte (im Endeffekt also nur 1/4 der Originalmenge) zum Einsatz, da es sonst für unseren Geschmack zu süß geworden wäre.

Vindaloo

13 Feb

Vindaloo ist ein feurig-würziges indisches Curry aus Goa, das seinen Ursprung in der portugiesischen Küche hat. Der Name des Gerichts leitet sich von den portugiesischen Worten für Wein (vinho) und Knoblauch(alho)  ab; die Portugiesen liebten also ihr Fleisch in Wein und Knoblauch mariniert. Auf der langen Reise nach Goa ist ihr Wein aber anscheinend sauer geworden, was erklärt, warum man heute für ein richtiges Vindaloo Essig verwendet.  In Goa angekommen, wurde das Gericht durch typisch indische Gewürze und eine ordentliche Portion Chilis erweitert. Ursprünglich wird das Curry mit Schweinefleisch zubereitet, man kann aber genauso gut Lamm oder Huhn verwenden. Wer es nicht so scharf mag, lässt einfach die Chilischoten weg und mildert die Schärfe durch eine Portion Joghurt.

Vindaloo Curry

(Quelle: Jamie Oliver’s Ministry of Food)

Zutaten (für 4-6 Personen)

  • 2 Zwiebeln
  • 4 Knoblauchzehen
  • 1 daumengroßes Stück Ingwer
  • 1-2 frische Chilischoten
  • 1 Bund Koriandergrün
  • 4-6 reife Tomaten
  • Erdnuss-oder Pflanzenöl
  • 1 Stück Butter
  • 800 g gewürfeltes Schweinefleisch aus der Schulter
  • 100 g Vindaloo Curry Paste
  • 6 El Balsamico-Essig
  • 1 1/2 El flüssiger Honig
  • 200 g Naturjoghurt
  • 1 Zitrone

Zubereitung:

  1. Die Zwiebeln schälen, halbieren und in feine Halbringe schneiden. Den Ingwer und den Knoblauch schälen und in dünne Scheiben schneiden. Die Chilischoten (nach Geschmack) von den Samen befreien und sehr fein schneiden. Die Blättchen von den Korianderstielen abpflücken, beiseite stellen und die Stiele fein hacken. Die Tomaten vierteln.
  2. In einer großen Pfanne Butter und etwas Öl erhitzen und alle geschnittenen Zutaten bis auf die Tomaten 10 Minuten bei mittlerer Hitze weich und goldgelb dünsten. Das Fleisch und die Currypaste hinzugeben und gut verrühren, damit alle Zutaten von der Paste überzogen sind. Den Essig, den Honig und die Tomaten zufügen, alles nochmals gut vermengen und so viel Wasser angießen, dass alles bedeckt ist (ca 300-400 ml). Den Deckel auflegen und das Curry unter gelegentlichem Rühren 45 Minuten leise vor sich hinköcheln lassen. Bei Bedarf noch etwas Wasser angießen, damit das Curry nicht austrocknet.
  3. Wenn das Fleisch gar und zart ist alles vorsichtig mit Salz und Pfeffer abschmecken.

Als Beilage aßen wir Basmatireis, den wir auch à la Jamie zubereitet hatten. Dazu setzt man einen Topf  mit Salzwasser auf und gibt den Reis hinzu, sobald es kocht. So lässt man ihn ca 5-7 Minuten köcheln und schüttet den halbgaren Reis dann in ein Sieb. Derweil füllt man einen passenden Topf ca 2,5 cm hoch mit Wasser und erhitzt dieses, bis es leise köchelt. Darauf setzt man das Sieb mit dem halbgaren Reis und bedeckt diesen mit einem Deckel oder Stück Alufolie. So dämpft der Reis ca 8-10 Minuten und am Ende hat man lockeren, körnig-trockenen Reis. Neben dem Reis serviert man zu dem Vindaloo einen Klacks Joghurt, reichlich Korianderblättchen und Zitronenschnitze.

Nutella-Schoko-Muffins

12 Feb

Wenn unsere Schwester bäckt, geschieht das meist nach dem Zufallsprinzip. Sie nimmt, was gerade da ist, tauscht Zutaten je nach Verfügbarkeit aus oder ersetzt sie durch vergleichbare Produkte (wobei das auch ein dehnbarer Begriff ist 🙂 ). Diese süßen Küchlein backte Marie letzte Woche, um ihren Freund zu seinem Geburtstag zu überraschen. Das Original-Rezept fand sie bei Datenhamster. doch wandelte es-wie seies auch anders zu erwarten-nach gutdünken ab. Die „Marie-Version“ enthielt daher keinen Balsamessig, keinen Vanillezucker, nur einen Teil des Frischkäses und anstatt des Natrons Backpulver. Der Teig war trotzdem lecker, sündhaft schokoladig und die Nutellafüllung das i-Tüpfelchen bei der ganzen Geschichte. Der Teig, der nach dem Naschen noch übrig war, wanderte in die Muffinförmchen und danach in den Ofen. Dort ging vielversprechend auf und verdoppelte sein Volumen. Leider schien er es sich auf der Zielgeraden noch einmal anders überlegt zu haben, denn als wir erwartungsvoll die Ofentür öffneten, waren die Muffins wieder etwas in sich zusammengesunken. Geschmeckt haben sie trotzdem und hier ist das Rezept:

Nutella- Schoko-Muffins

(für ca. 24 Muffins)

Schokoladenteig

  • 2 1/2 Tassen Mehl
  • 1 1/2 Tassen Zucker
  • 1/2 Tasse Kakaopulver
  • 1/2 Tasse Pflanzenöl
  • 1 1/2 Tassen Wasser
  • 1 1/2 Tl Natron
  • 1 TL Balsamessig
  • 1/2 Tl gemahlene Vanille

Nutella-Füllung

  • 250g Frischkäse
  • 5 gehäufte El Nutella
  • 70g Zucker
  • 1 Ei
  • 200 g Schokotropfen

Aus den Zutaten für den Schokoteig wird mit dem Handrührer ein homogener Rührteig gemischt.

Für die Nutellafüllung werden alle Zutaten bis auf die Schokotropfen ebenfalls zu einer glatten Masse verrührt. Die Schokotropfen werden am Ende unter den Nutellateig gehoben.

Die Vertiefungen eines gefetteten oder mit Papierförmchen ausgelegten Muffinblechs zur Hälfte mit dem Schokoteig füllen ( ca 1 El) und obenauf einen Kleckes Füllung geben (ca 1 Tl). Alles bei 175 °C ungefähr 20 Minuten backen.

Ciabatta

10 Feb

Gestern fassten wir den Entschluss, Ciabatta-Brote zu backen. Leichter gesagt, als getan, bei der riesigen Auswahl an Rezepten, die man im Internet finden kann. Ein weiterer Haken neben der Vielzahl der Rezepte ist meistens auch, dass man mit dem Ansetzen des Teiges schon am Vortag anfangen sollte und vielerorts empfohlen wird, ausschließlich mit einem Backstein im Ofen zu arbeiten. Hhm. Ein Blick auf  unsere  Kochbuchsammlung half uns auch nicht wirklich weiter. In vielen Standardwerken ist zwar ein Kapitel über Hefeteige, Brot und Brötchen, aber ein Rezept für italienisches Weißbrot fanden wir nicht. Selbst „Die großen Kochschule für den modernen Haushalt“ von 1980 ließ uns dieses Mal im Stich! Also benutzten wir letzten Endes ein Rezept von lecker.de, das wir schon früher einmal als Richtlinie für unseren Brotteig verwendet hatten.

Ciabatta

Zutaten (für 4 kleine Laibe)

  • 900 g Weizenmehl
  • 15 g Hefe
  • 500 ml lauwarmes Wasser
  • 5 EL lauwarme Milch
  • 4 EL Olivenöl
  • 2 TL Salz


1/3 der Hefe mit der Hälfte des Wassers verrühren und zugedeckt 15 min gehen lassen. Dann 350g Mehl zum Vorteig geben, mit den Knethaken eines Handrührers gut untermischen und den  Teig wieder 30min ruhen lassen. Die lauwarme Milch in eine größere Schüssel geben, die Hefe dazubröseln und mit einem Schneebesen gründlich verrühren. Den Vorteig in die Schüssel füllen, das Ölivenöl, den Rest des Wassers und das restliche Mehl dazugeben. Mit den Knethaken so gut wie möglich zu einem möglichst homogenen Teig verrühren. Der Rest ist Handarbeit: Auf einer gut bemehlten Arbeitsfläche wird der Teig zu Ende geknetet, bis man eine glatte Teigkugel vor sich hat.
Diesen zurück in die Schüssel legen, abdecken und für 1 ½ Stunden gehen lassen. Den Teig nochmals kurz durchkneten, zu einer Kugel formen und vierteilen. Aus den vier gleichgroßen Teigstücken längliche Brotlaibe formen, plattdrücken und je zwei auf ein mit Backpapier ausgelegtes Backblech legen (Hier kneteten wir in eine Teigportion kleingeschnittene Oliven ein, in die andere Tomatenpark und Basilikum). Der Teig soll jetzt ein letztes Mal abgedeckt ruhen, und zwar 1 ½ Stunden. Dann kommt je ein Blech in den auf 220 °C vorgeheizten Ofen. Ist das Brot im Rohr, schüttet man ein kleines Glas Wasser auf den Ofen des Backofens und schließt die Tür dann sofort (und öffnet sie während des Backvorgangs auch nicht mehr). Für 30 Minuten backen die Brote, dann kommt die nächste Fuhre.

Resultat: Die Brote schmeckten allen lecker, rochen gut, hatten eine Knusperkruste und ihr Inneres war schön leicht. Wir hätten uns lediglich gewünscht, dass sie eine etwas „fluffigere“ Struktur gehabt hätten.